Blog Post

Let it „FLOW“

The flow

Als „Flow“ bezeichnet man jenes beglückende Gefühl, dass erlebt wird, wenn man in seiner Aufgabe voll und ganz aufgeht, wenn man auf sein Tun so fokussiert ist, ja regelrecht absorbiert wird, sodass jegliches Zeitgefühl verloren geht.

Sie kennen das?

Laut demoskopischen Umfragen, die jährlich durchgeführt werden, sind es NUR 10% der Bevölkerung, die diesen Zustand angeblich NICHT kennen!?

Und wie sieht es bei Ihnen aus?

Na klar, Sie kennen das aus dem Zen-Buddhismus! Das Sitzen in meditativer Versunkenheit (Zazen), sowie das Fokussieren auf das Hier und Jetzt, ohne dabei gedanklich abzuschweifen.

Nein, doch nichts mit Meditation am Hut?

Dann beobachten Sie doch einfach einmal Kinder beim Spielen!

Das hat auch schon Maria Montessori (1907) gemacht und diesen selbstvergessenen, spielerisch-entdeckenden Zustand, als „Polarisation der Aufmerksamkeit“ beschrieben. Kurt Hahn, der Begründer der Erlebnispädagogik hat einen ähnlichen Zustand, als „schöpferische Leidenschaft“ und Abraham Harold Maslow, Gründervater der Humanistischen Psychologie, als „peak experienece“ bezeichnet.

1975 fand sich dieser „Zustand des Verschmelzens des Selbst mit der Tätigkeit“ dann erstmals  unter dem Begriff „Flow“ in den Arbeiten des US-Psychologen Mihaly Csikszentmihalyi wieder. Er stieß auf diesen Zustand, als er Personen befragte, die bestimmten Aktivitäten sehr engagiert nachgingen (z.B. Klettern, Tanzen, Schach spielen…), ohne dafür auf herkömmliche Art und Weise belohnt zu werden.

Siegbert A. Warwitz (Psychologe) hat sich diesem Phänomen empirisch gewidmet und kam zu dem Ergebnis, dass das „spielende Kind, das Urbild des Menschen im Flow“ verkörpert. Spielen an sich, erfülle laut Warwitz, bereits ALLE Kriterien des „Flow-Erlebens“:

  • Kinder spielen nicht nur eine Rolle, sie identifizieren sich damit
  • sie werden von ihrer Tätigkeit regelrecht absorbiert
  • sind ganz im Hier und Jetzt und verlieren jegliches Zeitgefühl;
  • sie haben zu jeder Zeit das Gefühl, die Tätigkeit kontrollieren zu können
  • sie fokussieren ihre Aufmerksamkeit auf ein überschaubares Tätigkeitsfeld
  • der Erfolg ihres Tuns ist sofort erkennbar, sie brauchen keine Rückmeldung von außen

Selbst die Hirnforschung bestätigt, dass wir NUR dann in unserem Tun wirklich gut sind, wenn wir uns, wie Kinder einer Sache hingeben und ganz im Moment sind. Jegliches Wollen, jedes verbissene Streben nach Erfolg hat zur Folge, dass man die Aufmerksamkeit nicht mehr adäquat fokussieren kann.

Mittels EEG (Elektroenzephalogramm) hat man sich diesen „Zustand des Flow“ einmal genauer angeschaut und fand neben einer hohen Alpha- Aktivität, auch eine hohe Kohärenz.

Was heißt das nun für uns?

Im Flow handeln wir im entspannten Wachzustand – Leistungs-, und Lernfähigkeit, sowie Konzentration sind erhöht. Gleichzeitig schwingt unser Gehirn im Gleichtakt- es passt einfach alles und wir befinden uns im Einklang. Wir öffnen uns für neue Ideen und kreative Ansätze zur Lösungsfindung. Hoch kohärente Zustände sind mit positiven Emotionen und der Ausschüttung von körpereigenen Opiaten (Endorphinen) gekoppelt.

„Demnach bieten Computerspiele nahezu ideale Bedingungen, um „Flow“ zu erfahren“, meint Medienwissenschaftler Mathias Mertens (Uni Hildesheim/Game Studies). Unter dem Begriff “Gamification“ versuchen Wissenschaftler schon seit längerem all jene Prinzipien zu erfassen, die Computerspiele für Gamer so ansprechend machen, mit dem Ziel, diese dann auf die Arbeitswelt zu übertragen.

Arbeit soll auch ein „Flow-Lieferant“ sein, so das Credo der Arbeitspsychologie.

Unmöglich, meinen Sie?

Dazu müssten WIR allerdings unser bisheriges Arbeitsverständnis (Arbeit=Mittel zum Zweck!), aus dem Zeitalter der Industriellen Revolution, überdenken und umlernen.

Gerald Hüther (Neurobiologe) meint, dass uns „die Arbeit überhaupt erst zum Menschen macht…!“

Wiederholte positive Erfahrungen im Zusammenhang mit unserer Arbeit, sorgen in unserem Gehirn dafür, dass entsprechende neuronale Strukturen für ein neues Arbeitsverständnis aufgebaut und altgediente, nicht mehr gebrauchte Strukturen, abgebaut werden (neuronale Plastizität).

Das heißt, neben der entsprechenden inneren Motivation etwas zu verändern, bedarf es dann NUR noch einer „Flow-förderlichen Arbeitsumgebung“. Mit dieser Forderung wendet sich Csikszentmihalyi gezielt an die Unternehmensführung, denn vor allem der Führungsstil entscheidet darüber, ob „Flow“ im Unternehmen überhaupt erst möglich ist, oder bereits im Keim erstickt wird.

Falko Rheinberg (Psychologe, Uni Potsdam) erklärt, dass, wenn Vorgesetzte vor allem mit Druck, Schuldgefühlen und Ängsten arbeiten, die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter von ihrer eigentlichen Aufgabe regelrecht „weggesaugt“ wird; statt sich ins Tun zu vertiefen, kreisen unsere Gedanken dann um: „Ist das wohl richtig, wie ich das mache?“, „Wird der Chef mit mir zufrieden sein?“, „ Was, wenn ich einen Fehler mache?“, „Werde ich meinen Job behalten können?“  usw.

Das, sowie die tägliche E-Mail-Flut, die nicht enden wollenden Telefonate, nicht klar definierte  Aufgabenbereiche bzw. Ziele, die permanente Über-, bzw. Unterforderung und somit die Frage nach dem Sinn, sind absolute „Flow-Killer“.

„Die Arbeit soll wieder Spaß machen!“, fordern Csikszentmihaly und Rheinberg und haben Bedingungen zur Schaffung eines „Flow-Erlebens“ am Arbeitsplatz definiert (Csikszentmihaly, Rheinberg 1975, 2000, S 153):

  1. Aufgabenbereich, Regeln und Ziele sind klar zu definieren
  2. Der Mitarbeiter hat die Möglichkeit sich auf ein überschaubares Tätigkeitsfeld zu fokussieren
  3. Die Aufgabe ist im Idealfall auf die Fähigkeiten des Mitarbeiters zugeschnitten/Burnout vs. Boreout!
  4. Rückmeldungen an den Mitarbeiter sollten möglichst zeitnah gegeben werden – Mitarbeiter wollen wissen, wo sie stehen!
  5. schrittweise Steigerung der Anforderungen an den Mitarbeiter
  6. Die Umgebung sollte nicht zu viel Aufmerksamkeit vom eigentlichen Tätigkeitsfeld abziehen

„Eben diese Prinzipien verlangen auch Gamer ihren Computerspielen ab“, so Mertens.

„Führungskräfte sollten daher in Zukunft nicht von Zielen, sondern von den Fähigkeiten der Mitarbeiter ausgehen“, sagt Mertens.

Wer andere in den Flow führen will, muss demnach als begnadeter Motivator seinen Mitarbeitern zeigen, was er erwartet, Aufgabenbereiche idealerweise entsprechend der Fähigkeiten zuteilen und klar definieren, wie die Erreichung des Ziels strategisch umzusetzen ist.

Gutes Gelingen!