Schmerz

Schmerz wird  als „unangenehmes Sinnes,- oder Gefühlserlebnis, das mit einer tatsächlichen oder potenziellen Gewebeschädigung einhergeht“, definiert (Internationale Schmerzgesellschaft (IASP)).

Schmerz erfüllt prinzipiell eine wichtige Aufgabe. Er ist ein Warnsignal und informiert unser Gehirn darüber, dass irgendetwas im Körper nicht richtig funktioniert bzw. nicht stimmt. Klassischerweise entsteht Schmerz  durch einen starken Reiz, etwa im Rahmen einer Verletzung, durch zu viel Hitze, Kälte, Druck oder Verätzung durch Chemikalien.

Schmerz wird  als „unangenehmes Sinnes,- oder Gefühlserlebnis, das mit einer tatsächlichen oder potenziellen Gewebeschädigung einhergeht“, definiert (Internationale Schmerzgesellschaft (IASP)).

Schmerz erfüllt prinzipiell eine wichtige Aufgabe. Er ist ein Warnsignal und informiert unser Gehirn darüber, dass irgendetwas im Körper nicht richtig funktioniert bzw. nicht stimmt. Klassischerweise entsteht Schmerz  durch einen starken Reiz, etwa im Rahmen einer Verletzung, durch zu viel Hitze, Kälte, Druck oder Verätzung durch Chemikalien.

Auf diesen Reiz reagieren nun sogenannte Nozizeptoren (lat. nocere = schaden), “Schmerzfühler“, die sich sowohl in der Haut, der Muskulatur, im Periost der Knochen, den Eingeweiden, den Gefäßwänden, im Darm, der Blase usw. befinden. Der Schmerzreiz gelangt dann über das  Rückenmark in das Gehirn und wird dort zunächst an eine  Art Schaltzentrale, das Zwischenhirn (Thalamus), weitergeleitet. Von hier aus wird dann das limbische System (= Sitz unserer Gefühle) und in weiterer Folge die Großhirnrinde informiert, wodurch der Schmerz erstmals bewusst wahrgenommen wird und wir adäquat reagieren können.

Jedes Schmerzerleben umfasst eine sensorische Komponente( Wahrnehmung von Lokalisation und Intensität), eine affektive (Bewertung des Schmerzes), eine motorische (Schutzreflexe, Muskeltonus, Mimik),  sowie eine  vegetative Komponente (Herzklopfen, Schwitzen, Übelkeit).

Schmerz ist eine subjektive, persönliche Wahrnehmung. Kulturelle und soziale Faktoren prägen unsere Fähigkeit, Schmerzen zu ertragen, ebenso wie unsere früheren Erfahrungen („Schmerzgedächtnis“). Was der eine als unerträglich beschreibt, nehmen andere regelrecht heroisch hin. Verschiedene Studien zeigten, dass die individuelle Schmerzempfindsamkeit genetisch festgelegt ist; das heißt ein einziges Gen (COMT-Gen) entscheidet darüber, ob wir Schmerzen gut, oder weniger gut tolerieren können.

Prinzipiell wird in der Schmerztherapie zwischen akuten und chronischen Schmerzen unterschieden.

Akute Schmerzen

Akute Schmerzen sind zeitlich begrenzt und erfüllen eine Schutz,- und Warnfunktion. Die Ursache eines akuten Schmerzes ist meist genau zuordenbar (z.B. Zahnschmerz, postoperativ), weshalb sich die Therapie vor allem auf die Ursachenbeseitigung fokussiert.

Wichtig ist, frühzeitig und adäquat gegen Schmerzen vorzugehen, um eine Chronifizierung zu verhindern. Eine inadäquate z.B. postoperative Versorgung  führt zu bleibenden Veränderungen  in der Signalentstehung und-weiterleitung, bzw. der Verarbeitung des Schmerzreizes im zentralen Nervensystem.

Chronische Schmerzen

Von chronischen Schmerzen spricht man, wenn die Beschwerden 3-6 Monate nach einem akuten Schmerzgeschehen noch immer bestehen, bzw. immer wieder kehren. In vielen Fällen ist dann auch kein Zusammenhang mehr, zwischen dem geschädigten Gewebe oder Organ und der Intensität des Schmerzes erkennbar. Die Ursache liegt hier in einer gewissen Verselbstständigung des Schmerzverarbeitungsprozesses im Nervensystem.

Chronischer Schmerz ist kein Symptom einer Krankheit. Chronischer Schmerz ist eine komplexe Krankheit!

Derzeit konsultiert jeder 5. Österreicher seinen Hausarzt infolge chronischer Schmerzen. Ab dem 65. Lebensjahr ist es sogar jeder Zweite. In Österreich leiden etwa 1,7 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen. Am häufigsten werden Rücken- und Gelenksschmerzen, gefolgt von Kopfschmerzen (v.a. Spannungskopfschmerz und Migräne) beklagt.

Chronische Schmerzen sind ein sehr vielschichtiges Phänomen, weshalb sich die Behandlung oft als langwierig und schwierig erweist und den Patienten viel Geduld abverlangt. Denn was sich über Jahre eingeschlichen hat, kann nicht einfach über Nacht verschwinden.

Damit eine Therapie überhaupt erfolgreich sein kann, bedarf es neben einer vertrauensvollen Arzt-Patienten-Beziehung, folgender Maßnahmen:

  • Umfassende Information des Patienten über die verschiedenen Formen der Schmerzstörungen, ihre Entstehung, Symptomatik, Ursachen und Wechselwirkungen
  • Anerkennung der Grundüberzeugungen des Patienten hinsichtlich der Entstehung und Aufrechterhaltung seiner Erkrankung
  • Gemeinsames Erarbeiten der Schmerzbiographie
  • Führen eines Schmerztagebuchs
  • Formulierung realistischer Therapieziele
  • Erlernen von Entspannungstechniken
  • Abbau von Angst vor Bewegung bzw. Motivation zu körperlicher Aktivität
  • Aufbau bzw. Aktivierung von Ressourcen
  • Abbau erlernter Hilflosigkeit
  • Stressmanagement
  • Achtsamkeitstraining
  • Reduktion emotionaler Belastungsfaktoren(Wut, Scham-, Ohnmachtsgefühle,Trauer…) uvm.

Die moderne Schmerztherapie ist demnach eine multimodale Therapie, d.h. körperliche, psychische und soziale Aspekte werden nicht nur hinsichtlich der Entstehung bzw. Aufrechterhaltung der Beschwerden, sondern auch im Zuge der Therapie berücksichtigt. Die optimale Therapie folgt einem individuellen ganzheitlichen Behandlungskonzept.

Der richtige Umgang mit Stress (Stress verstärkt chronische Schmerzen!), Leistungsanpassung, Konfliktregulation, Entspannungstechniken, Verfahren, die die Heilungs-, und Selbstregulationsfähigkeit des Körpers stärken (wie z.B. Akupressur, Akupunktur usw.), physiotherapeutische Maßnahmen, aber auch Krankengymnastik, Yoga und Meditationen sollten in die Therapie ebenso mit einfließen, wie eine adäquate medikamentöse Versorgung und eine begleitende Psychotherapie.

Chronische Schmerzen bedeuten für die Betroffenen eine massive psychische Belastung. Neben der Stigmatisierung entwickeln sich häufig Komorbiditäten, wie Angststörungen oder Depressionen.

Ziel des ganzheitlichen Schmerztherapiekonzeptes ist, neben der Reduktion der Beschwerden, die Steigerung von Selbstwirksamkeit, Lebensfreude und Lebensqualität, das Erlernen einer „aktiven“ Schmerzkontrolle (Hilfe zur Selbsthilfe!), sowie die Reduktion psychischer Belastungsfaktoren.

Beginnen Sie Ihr Leben endlich wieder selbst zu gestalten!

 

Quellen:

Gerbershagen et al.: „Anesthesiology“, (2013); 118: 934-944
Freys & Möhre: „Allgemein- und Viszeralmedizin up2date 1“, (2014): 59-79
Hudcova et al.: „Cochrane Database Syst Rev“, (2006) (4): CD003348
Allianz chronischer Schmerz Österreich
Österreichischer Patientenbericht Chronischer Schmerz, (2009)
Mogil, J. S.; Basbaum, A.I.: „Pain genes? Natural variation and transgenic mutants“, (2000),  Ann.Rev.Neuroscience 23:777-811
Österreichische Schmerzgesellschaft (ÖSG), 2011
Nackley, A.G. et al: „Pain“ 128 (2007), 199-208
Zubieta, J.K., Heitzeg, M.M., Smith, Y.R., et al.: „COMT val158met genotype affects mu-opiod neurotransmitter responses to a pain stressor“, (2003), Science, 299 (5610):1240-1243
Neergard, L.: „Gene Helps Determine How Much You Hurt“, Associated Press (2003)
Zieglgänsberger, W., Azad S.C.: Psychotherapie Bd.12,Heft 1 :“Chronische Schmerzen-pathophysiologische Grundlagen-Konsequenzen für die Therapie“, (2007)
Egger, J.W.: „Verhaltensmedizinische Therapie für chronische Schmerzpatienten“, Psychologische Medizin, (2006)

 

Auf diesen Reiz reagieren nun sogenannte Nozizeptoren (lat. nocere = schaden), “Schmerzfühler“, die sich sowohl in der Haut, der Muskulatur, im Periost der Knochen, den Eingeweiden, den Gefäßwänden, im Darm, der Blase usw. befinden. Der Schmerzreiz gelangt dann über das  Rückenmark in das Gehirn und wird dort zunächst an eine  Art Schaltzentrale, das Zwischenhirn (Thalamus), weitergeleitet. Von hier aus wird dann das limbische System (= Sitz unserer Gefühle) und in weiterer Folge die Großhirnrinde informiert, wodurch der Schmerz erstmals bewusst wahrgenommen wird und wir adäquat reagieren können.

Jedes Schmerzerleben umfasst eine sensorische Komponente( Wahrnehmung von Lokalisation und Intensität), eine affektive (Bewertung des Schmerzes), eine motorische (Schutzreflexe, Muskeltonus, Mimik),  sowie eine  vegetative Komponente (Herzklopfen, Schwitzen, Übelkeit).

Schmerz ist eine subjektive, persönliche Wahrnehmung. Kulturelle und soziale Faktoren prägen unsere Fähigkeit, Schmerzen zu ertragen, ebenso wie unsere früheren Erfahrungen („Schmerzgedächtnis“). Was der eine als unerträglich beschreibt, nehmen andere regelrecht heroisch hin. Verschiedene Studien zeigten, dass die individuelle Schmerzempfindsamkeit genetisch festgelegt ist; das heißt ein einziges Gen (COMT-Gen) entscheidet darüber, ob wir Schmerzen gut, oder weniger gut tolerieren können.

Prinzipiell wird in der Schmerztherapie zwischen akuten und chronischen Schmerzen unterschieden.

Akute Schmerzen

Akute Schmerzen sind zeitlich begrenzt und erfüllen eine Schutz,- und Warnfunktion. Die Ursache eines akuten Schmerzes ist meist genau zuordenbar (z.B. Zahnschmerz, postoperativ), weshalb sich die Therapie vor allem auf die Ursachenbeseitigung fokussiert.

Wichtig ist, frühzeitig und adäquat gegen Schmerzen vorzugehen, um eine Chronifizierung zu verhindern. Eine inadäquate z.B. postoperative Versorgung  führt zu bleibenden Veränderungen  in der Signalentstehung und-weiterleitung, bzw. der Verarbeitung des Schmerzreizes im zentralen Nervensystem.

Chronische Schmerzen

Von chronischen Schmerzen spricht man, wenn die Beschwerden 3-6 Monate nach einem akuten Schmerzgeschehen noch immer bestehen, bzw. immer wieder kehren. In vielen Fällen ist dann auch kein Zusammenhang mehr, zwischen dem geschädigten Gewebe oder Organ und der Intensität des Schmerzes erkennbar. Die Ursache liegt hier in einer gewissen Verselbstständigung des Schmerzverarbeitungsprozesses im Nervensystem.

Chronischer Schmerz ist kein Symptom einer Krankheit. Chronischer Schmerz ist eine komplexe Krankheit!

Derzeit konsultiert jeder 5. Österreicher seinen Hausarzt infolge chronischer Schmerzen. Ab dem 65. Lebensjahr ist es sogar jeder Zweite. In Österreich leiden etwa 1,7 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen. Am häufigsten werden Rücken- und Gelenksschmerzen, gefolgt von Kopfschmerzen (v.a. Spannungskopfschmerz und Migräne) beklagt.

Chronische Schmerzen sind ein sehr vielschichtiges Phänomen, weshalb sich die Behandlung oft als langwierig und schwierig erweist und den Patienten viel Geduld abverlangt. Denn was sich über Jahre eingeschlichen hat, kann nicht einfach über Nacht verschwinden.

Damit eine Therapie überhaupt erfolgreich sein kann, bedarf es neben einer vertrauensvollen Arzt-Patienten-Beziehung, folgender Maßnahmen:

  • Umfassende Information des Patienten über die verschiedenen Formen der Schmerzstörungen, ihre Entstehung, Symptomatik, Ursachen und Wechselwirkungen
  • Anerkennung der Grundüberzeugungen des Patienten hinsichtlich der Entstehung und Aufrechterhaltung seiner Erkrankung
  • Gemeinsames Erarbeiten der Schmerzbiographie
  • Führen eines Schmerztagebuchs
  • Formulierung realistischer Therapieziele
  • Erlernen von Entspannungstechniken
  • Abbau von Angst vor Bewegung bzw. Motivation zu körperlicher Aktivität
  • Aufbau bzw. Aktivierung von Ressourcen
  • Abbau erlernter Hilflosigkeit
  • Stressmanagement
  • Achtsamkeitstraining
  • Reduktion emotionaler Belastungsfaktoren(Wut, Scham-, Ohnmachtsgefühle,Trauer…) uvm.

Die moderne Schmerztherapie ist demnach eine multimodale Therapie, d.h. körperliche, psychische und soziale Aspekte werden nicht nur hinsichtlich der Entstehung bzw. Aufrechterhaltung der Beschwerden, sondern auch im Zuge der Therapie berücksichtigt. Die optimale Therapie folgt einem individuellen ganzheitlichen Behandlungskonzept.

Der richtige Umgang mit Stress (Stress verstärkt chronische Schmerzen!), Leistungsanpassung, Konfliktregulation, Entspannungstechniken, Verfahren, die die Heilungs-, und Selbstregulationsfähigkeit des Körpers stärken (wie z.B. Akupressur, Akupunktur usw.), physiotherapeutische Maßnahmen, aber auch Krankengymnastik, Yoga und Meditationen sollten in die Therapie ebenso mit einfließen, wie eine adäquate medikamentöse Versorgung und eine begleitende Psychotherapie.

Chronische Schmerzen bedeuten für die Betroffenen eine massive psychische Belastung. Neben der Stigmatisierung entwickeln sich häufig Komorbiditäten, wie Angststörungen oder Depressionen.

Ziel des ganzheitlichen Schmerztherapiekonzeptes ist, neben der Reduktion der Beschwerden, die Steigerung von Selbstwirksamkeit, Lebensfreude und Lebensqualität, das Erlernen einer „aktiven“ Schmerzkontrolle (Hilfe zur Selbsthilfe!), sowie die Reduktion psychischer Belastungsfaktoren.

Beginnen Sie Ihr Leben endlich wieder selbst zu gestalten!

 

Quellen:

Gerbershagen et al.: „Anesthesiology“, (2013); 118: 934-944
Freys & Möhre: „Allgemein- und Viszeralmedizin up2date 1“, (2014): 59-79
Hudcova et al.: „Cochrane Database Syst Rev“, (2006) (4): CD003348
Allianz chronischer Schmerz Österreich
Österreichischer Patientenbericht Chronischer Schmerz, (2009)
Mogil, J. S.; Basbaum, A.I.: „Pain genes? Natural variation and transgenic mutants“, (2000),  Ann.Rev.Neuroscience 23:777-811
Österreichische Schmerzgesellschaft (ÖSG), 2011
Nackley, A.G. et al: „Pain“ 128 (2007), 199-208
Zubieta, J.K., Heitzeg, M.M., Smith, Y.R., et al.: „COMT val158met genotype affects mu-opiod neurotransmitter responses to a pain stressor“, (2003), Science, 299 (5610):1240-1243
Neergard, L.: „Gene Helps Determine How Much You Hurt“, Associated Press (2003)
Zieglgänsberger, W., Azad S.C.: Psychotherapie Bd.12,Heft 1 :“Chronische Schmerzen-pathophysiologische Grundlagen-Konsequenzen für die Therapie“, (2007)
Egger, J.W.: „Verhaltensmedizinische Therapie für chronische Schmerzpatienten“, Psychologische Medizin, (2006)

Jedes Schmerzerleben umfasst eine sensorische Komponente( Wahrnehmung von Lokalisation und Intensität), eine affektive (Bewertung des Schmerzes), eine motorische (Schutzreflexe, Muskeltonus, Mimik),  sowie eine  vegetative Komponente (Herzklopfen, Schwitzen, Übelkeit).

Schmerz ist eine subjektive, persönliche Wahrnehmung. Kulturelle und soziale Faktoren prägen unsere Fähigkeit, Schmerzen zu ertragen, ebenso wie unsere früheren Erfahrungen („Schmerzgedächtnis“). Was der eine als unerträglich beschreibt, nehmen andere regelrecht heroisch hin. Verschiedene Studien zeigten, dass die individuelle Schmerzempfindsamkeit genetisch festgelegt ist; das heißt ein einziges Gen (COMT-Gen) entscheidet darüber, ob wir Schmerzen gut, oder weniger gut tolerieren können.

Prinzipiell wird in der Schmerztherapie zwischen akuten und chronischen Schmerzen unterschieden.

Akute Schmerzen

Akute Schmerzen sind zeitlich begrenzt und erfüllen eine Schutz,- und Warnfunktion. Die Ursache eines akuten Schmerzes ist meist genau zuordenbar (z.B. Zahnschmerz, postoperativ), weshalb sich die Therapie vor allem auf die Ursachenbeseitigung fokussiert.

Wichtig ist, frühzeitig und adäquat gegen Schmerzen vorzugehen, um eine Chronifizierung zu verhindern. Eine inadäquate z.B. postoperative Versorgung  führt zu bleibenden Veränderungen  in der Signalentstehung und-weiterleitung, bzw. der Verarbeitung des Schmerzreizes im zentralen Nervensystem.

Chronische Schmerzen

Von chronischen Schmerzen spricht man, wenn die Beschwerden 3-6 Monate nach einem akuten Schmerzgeschehen noch immer bestehen, bzw. immer wieder kehren. In vielen Fällen ist dann auch kein Zusammenhang mehr, zwischen dem geschädigten Gewebe oder Organ und der Intensität des Schmerzes erkennbar. Die Ursache liegt hier in einer gewissen Verselbstständigung des Schmerzverarbeitungsprozesses im Nervensystem.

Chronischer Schmerz ist kein Symptom einer Krankheit. Chronischer Schmerz ist eine komplexe Krankheit!

Derzeit konsultiert jeder 5. Österreicher seinen Hausarzt infolge chronischer Schmerzen. Ab dem 65. Lebensjahr ist es sogar jeder Zweite. In Österreich leiden etwa 1,7 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen. Am häufigsten werden Rücken- und Gelenksschmerzen, gefolgt von Kopfschmerzen (v.a. Spannungskopfschmerz und Migräne) beklagt.

Chronische Schmerzen sind ein sehr vielschichtiges Phänomen, weshalb sich die Behandlung oft als langwierig und schwierig erweist und den Patienten viel Geduld abverlangt. Denn was sich über Jahre eingeschlichen hat, kann nicht einfach über Nacht verschwinden.

Damit eine Therapie überhaupt erfolgreich sein kann, bedarf es neben einer vertrauensvollen Arzt-Patienten-Beziehung, folgender Maßnahmen:

  • Umfassende Information des Patienten über die verschiedenen Formen der Schmerzstörungen, ihre Entstehung, Symptomatik, Ursachen und Wechselwirkungen
  • Anerkennung der Grundüberzeugungen des Patienten hinsichtlich der Entstehung und Aufrechterhaltung seiner Erkrankung
  • Gemeinsames Erarbeiten der Schmerzbiographie
  • Führen eines Schmerztagebuchs
  • Formulierung realistischer Therapieziele
  • Erlernen von Entspannungstechniken
  • Abbau von Angst vor Bewegung bzw. Motivation zu körperlicher Aktivität
  • Aufbau bzw. Aktivierung von Ressourcen
  • Abbau erlernter Hilflosigkeit
  • Stressmanagement
  • Achtsamkeitstraining
  • Reduktion emotionaler Belastungsfaktoren(Wut, Scham-, Ohnmachtsgefühle,Trauer…) uvm.

Die moderne Schmerztherapie ist demnach eine multimodale Therapie, d.h. körperliche, psychische und soziale Aspekte werden nicht nur hinsichtlich der Entstehung bzw. Aufrechterhaltung der Beschwerden, sondern auch im Zuge der Therapie berücksichtigt. Die optimale Therapie folgt einem individuellen ganzheitlichen Behandlungskonzept.

Der richtige Umgang mit Stress (Stress verstärkt chronische Schmerzen!), Leistungsanpassung, Konfliktregulation, Entspannungstechniken, Verfahren, die die Heilungs-, und Selbstregulationsfähigkeit des Körpers stärken (wie z.B. Akupressur, Akupunktur usw.), physiotherapeutische Maßnahmen, aber auch Krankengymnastik, Yoga und Meditationen sollten in die Therapie ebenso mit einfließen, wie eine adäquate medikamentöse Versorgung und eine begleitende Psychotherapie.

Chronische Schmerzen bedeuten für die Betroffenen eine massive psychische Belastung. Neben der Stigmatisierung entwickeln sich häufig Komorbiditäten, wie Angststörungen oder Depressionen.

Ziel des ganzheitlichen Schmerztherapiekonzeptes ist, neben der Reduktion der Beschwerden, die Steigerung von Selbstwirksamkeit, Lebensfreude und Lebensqualität, das Erlernen einer „aktiven“ Schmerzkontrolle (Hilfe zur Selbsthilfe!), sowie die Reduktion psychischer Belastungsfaktoren.

Beginnen Sie Ihr Leben endlich wieder selbst zu gestalten!

 

Quellen:

Gerbershagen et al.: „Anesthesiology“, (2013); 118: 934-944
Freys & Möhre: „Allgemein- und Viszeralmedizin up2date 1“, (2014): 59-79
Hudcova et al.: „Cochrane Database Syst Rev“, (2006) (4): CD003348
Allianz chronischer Schmerz Österreich
Österreichischer Patientenbericht Chronischer Schmerz, (2009)
Mogil, J. S.; Basbaum, A.I.: „Pain genes? Natural variation and transgenic mutants“, (2000),  Ann.Rev.Neuroscience 23:777-811
Österreichische Schmerzgesellschaft (ÖSG), 2011
Nackley, A.G. et al: „Pain“ 128 (2007), 199-208
Zubieta, J.K., Heitzeg, M.M., Smith, Y.R., et al.: „COMT val158met genotype affects mu-opiod neurotransmitter responses to a pain stressor“, (2003), Science, 299 (5610):1240-1243
Neergard, L.: „Gene Helps Determine How Much You Hurt“, Associated Press (2003)
Zieglgänsberger, W., Azad S.C.: Psychotherapie Bd.12,Heft 1 :“Chronische Schmerzen-pathophysiologische Grundlagen-Konsequenzen für die Therapie“, (2007)
Egger, J.W.: „Verhaltensmedizinische Therapie für chronische Schmerzpatienten“, Psychologische Medizin, (2006)